đŸŽ„Good Practice: Flipped Classroom – Durch Virtual Exchange internationale Zusammenarbeit stĂ€rken

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Kurzbeschreibung:

Im Rahmen des Virtuellen Austauschs zum Thema „Lehren und Lernen in der Grundschule im internationalen Vergleich“ arbeiten Studierende der UniversitĂ€t Erlangen-NĂŒrnberg / Deutschland und Studierende der UniversitĂ€t Lettland zu verschiedenen Themen zusammen. Dieser Kurs soll nicht nur die Zusammenarbeit stĂ€rken, sondern auch eine BrĂŒcke fĂŒr die physische MobilitĂ€t schlagen.

FakultÀten/Fachbereiche

Philosophische FakultÀt und Fachbereich Theologie

Lehrstuhl

Dr. GĂŒnter Renner, Institut fĂŒr Grundschulforschung

Zielgruppe
  • Bachelor
  • Staatsexamen
Didaktische AktivitÀten
  • aktivieren/motivieren
  • vermitteln/prĂ€sentieren
Projektverantwortliche

Dr. GĂŒnter Renner, UniversitĂ€t Erlangen-NĂŒrnberg / Deutschland
M. Ed. Anita AuziƆa, UniversitĂ€t von Lavtia / Lettland

Zentrale Koordination fĂŒr digitale Lehre (ILI)

NN

Ausgangssituation

„LehrkrĂ€fte sind in ihrem beruflichen Umfeld zunehmend gefordert, mit heterogenen, von kultureller Vielfalt geprĂ€gten Lerngruppen umzugehen – eine Aufgabe, die sie besser bewĂ€ltigen können, wenn sie wĂ€hrend ihrer Ausbildung interkulturelle Kompetenzen erworben haben.
Die Internationalisierung der Lehrerbildung rĂŒckt daher immer mehr in den Fokus.“ (HRK, 2018, S. 3)
Dennoch gibt es zahlreiche HĂŒrden fĂŒr Lehramtsstudierende, Auslandsaufenthalte zu absolvieren (Wernisch 2016, S. 275-302, DAAD/DZHW 2019, S. 92-94), weshalb die MobilitĂ€tszahlen von Lehramtsstudierenden, insbesondere im Grundschulbereich, in Deutschland und europaweit vergleichsweise gering sind (DAAD/DZHW 2019, S. 93).
Neben den klassischen Formen des Auslandsstudiums und kurzfristigen Auslandsaufenthalten fĂŒr Praktika rĂŒckt daher die Internationalisierung im Inland immer stĂ€rker in den Fokus. Dabei geht es um die inhaltliche und methodische Integration von internationalen und interkulturellen Aspekten bis hin zum virtuellen Austausch.
Das Projekt „Lehren und Lernen in der GrundschulpĂ€dagogik im internationalen Vergleich“ greift diese Entwicklung auf und bietet ein webbasiertes Lernangebot, in dem Studierende die Möglichkeit haben, zentrale Fragen der GrundschulpĂ€dagogik im internationalen Vergleich zu reflektieren und gleichzeitig mit Studierenden internationaler Partnerhochschulen zusammenzuarbeiten.

Ziele

Kognitive Kompetenz: Die Studierenden benennen charakteristische Elemente von Bildungssystemen, Lehren und Lernen an Grundschulen sowie die Bewertung an Grundschulen im internationalen Vergleich.
Digitale Kompetenz: Die Studierenden nutzen digitale Werkzeuge, um effektiv in transnationalen Gruppen zusammenzuarbeiten.
Interkulturelle kommunikative Kompetenz: Die Studierenden kommunizieren effektiv online in interkulturellen Gruppen. Sie lernen verschiedene Perspektiven kennen und reflektieren ĂŒber ihre eigene Kultur sowie ĂŒber kulturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede.

Konzepte, Umsetzung, Methoden

Der Kurs wird auf MS Teams gehostet. Diese Plattform kombiniert professionell synchrone und asynchrone Tools und wird sowohl in der Hochschullehre als auch in Schulen eingesetzt. Verschiedene KanÀle (allgemein, Forum, Gruppen
) und Inhaltsreiter (WhoIsWho, Week1+2
) helfen, den Kurs klar zu strukturieren.
Der Kurs basiert auf dem „Shared Syllabus“-Ansatz (O’Dowd, 2018, S. 7) von Virtual Exchange (ErgĂ€nzung des Lehrplans um internationale Perspektiven, Entwicklung digitaler und interkultureller Kompetenz).
Es folgt der etablierten Aufgabenabfolge des Progressive Exchange Modells (MĂŒller-Hartmann, O’Dowd & Kollegen der EVALUATE Gruppe, 2019, S. 9):
Aufgabe 1: Informationsaustausch: Gegenseitiges Kennenlernen
Aufgabe 2: Vergleich und Analyse der kulturellen Praktiken
Aufgabe 3: Arbeit an einem gemeinschaftlichen Produkt
Unter BerĂŒcksichtigung des erhöhten Arbeitsaufwands (Selbststudium, Zusammenarbeit in transnationalen Teams und synchrone Elemente) und der unterschiedlichen akademischen ZeitplĂ€ne ist der Kurs auf einen Zeitraum von 10 Wochen ausgelegt. Es können etwa 12 Studierende jeder UniversitĂ€t teilnehmen, die dann in 3-4 transnationalen Gruppen zusammenarbeiten.
In der ersten Phase des Kurses liegt der Schwerpunkt auf folgenden Aspekten: EinfĂŒhrung in die Kursstruktur und -ziele, gegenseitiges Kennenlernen, Gruppenbildung, GrundsĂ€tze der interkulturellen/transnationalen Kommunikation und Zusammenarbeit
Anschließend bearbeiten die Studierenden in ihren transnationalen Teams (3 Studierende der FAU und 3 Studierende der PartneruniversitĂ€t) die folgenden Themen:

  • Bildungssysteme im internationalen Vergleich
  • Lehren und Lernen an Grundschulen im internationalen Vergleich
  • Bewertung an Grundschulen im internationalen Vergleich


Dem Flipped-Classroom-Design-Ansatz folgend, erarbeiten die Studierenden zunÀchst wichtige Grundbegriffe zu den jeweiligen Themenblöcken in interaktiven Lernmodulen mit MS-Teams integrierten Aufgaben, die der Vertiefung des VerstÀndnisses dienen. Alle Lernmodule folgen der gleichen, klaren Struktur:
Die Studierenden recherchieren wichtige Fakten ĂŒber das andere Land, tragen die Ergebnisse in ihrer transnationalen Gruppe zusammen und ergĂ€nzen die Ergebnisse um wichtige Aspekte ĂŒber ihr eigenes Land. Als gemeinsames Produkt der Gruppenarbeitsphasen erstellt jede Gruppe direkt eine PowerPoint-PrĂ€sentation in MS Teams zu den Themen Bildungssysteme, Lehren & Lernen und Bewertung. Als Moderatoren ĂŒbernimmt ein transnationales Tandem die Verantwortung fĂŒr jedes Gruppenarbeitsprojekt. Die verantwortlichen Moderatoren prĂ€sentieren diese PrĂ€sentation dann am Ende des Kurses.
Ebenso diskutieren die Studierenden asynchron in ihrem Gruppenforum die Vorteile des jeweils anderen Landes und die Verbesserungsmöglichkeiten fĂŒr ihr eigenes Land.
Als ErgĂ€nzung zu den asynchronen Elementen des Kurses finden alle zwei Wochen synchrone Treffen mit allen Kursteilnehmern statt. Bei diesen Treffen reflektieren die Teilnehmer die Inhalte der Lernmodule sowie die Themen und Prozesse der Zusammenarbeit. Ziel ist es einerseits, die verschiedenen lĂ€nderspezifischen Aspekte zu vergleichen und zu ergĂ€nzen, andererseits können die Studierenden persönliche Erfahrungen zu den verschiedenen Themen und zur transnationalen Zusammenarbeit austauschen. Das Lehrtandem hat Vorbildcharakter. WĂ€hrend der synchronen Sitzungen werden Dialoge mit allen Teilnehmern sowie in den Gruppen gefĂŒhrt, die auf dem Modell des virtuellen Austauschdialogs des online moderierten Dialogs von soliya.net aufbauen. Verschiedene AktivitĂ€ten mit allen Teilnehmern und in den Gruppen dienen ebenfalls der Aktivierung der Studierenden.
ZusĂ€tzlich zu den obligatorischen synchronen Treffen gibt es vierzehntĂ€gige Sprechstunden und Beratungstermine fĂŒr Studierende in MS-Teams.
Am Ende des Kurses prÀsentieren die Studierenden ihre PrÀsentation im Tandem vor einer neuen Gruppe. Die PrÀsentationen können auch vor Ort gehalten werden,
wĂ€hrend einer Exkursion zur International Students‘ Research Conference in Riga, die im folgenden Semester stattfindet. Die PrĂ€sentationen des letzten Kurses wurden wĂ€hrend der virtuellen Konferenz auf der gather.town
Plattform gehalten:
Ein freiwilliges Kursangebot soll die Nachteile ausgleichen, dass virtuelle Lernumgebungen oft mit einem geringeren Grad an sozialer Integration einhergehen und der persönliche Austausch schwieriger zu realisieren ist. An zwei zusĂ€tzlichen Terminen treffen sich Studierende und Lehrende in gather.twon zu einem informellen Austausch ĂŒber die Seminarthemen hinaus.

Erfahrungen

Alle Projektteilnehmenden profitierten in hohem Maße von der Kursplanung und -durchfĂŒhrung. Die Dozierenden konnten die Lernerfahrungen der Studierenden bei der Zusammenarbeit ĂŒber UniversitĂ€tsgrenzen hinweg verfolgen. So fanden beispielsweise wĂ€hrend des Seminars wöchentliche Projektbesprechungen statt. In diesen Sitzungen reflektierten die Teilnehmenden die vorangegangenen Sitzungen, aktualisierten die anstehenden Sitzungen und stellten die Planung fertig. Im Wesentlichen konnten die wichtigsten Ergebnisse des EVALUATE-Projekts (Evaluating the Impact of Virtual Exchange on Initial Teacher Education) aus Sicht der Dozierenden bestĂ€tigt werden:

  • Der virtuelle Austausch wirkt als Motor fĂŒr Innovation und internationales Lernen in der universitĂ€ren Lehre
  • Der virtuelle Austausch ist eine komplexe LernaktivitĂ€t, die sowohl die Integration in einen formalen Bildungsrahmen als auch die Anleitung durch LehrkrĂ€fte erfordert.
  • Der Erfolg des virtuellen Austauschs hĂ€ngt vom persönlichen Engagement ab

Erfolgskriterien

Engagement und großer Einsatz des Lehrertandems vor, wĂ€hrend und nach dem Kurs
Engagement und große Einsatzbereitschaft der Studierenden in ihren transnationalen Gruppen wĂ€hrend des Kurses
FlexibilitĂ€t, Gelassenheit und Humor des Lehrtandems vor, wĂ€hrend und nach der DurchfĂŒhrung des Kurses
FlexibilitĂ€t, Gelassenheit und Humor der Studierenden wĂ€hrend der DurchfĂŒhrung des Kurses

Weitere Informationen

Weitere Einzelheiten zu Struktur, Inhalt und Zielen des Kurses finden Sie hier.
Baroni, Alice; Dooly, Melinda; GarcĂ©s GarcĂ­a, Pilar; Guth, Sarah; Hauck, Mirjam; Helm, Francesca; Lewis, Tim; Mueller-Hartmann, Andreas; O’Dowd, Robert; Rienties, Bart; Rogaten, Jekaterina. (2019). Evaluating the impact of virtual exchange on initial teacher education: a European policy experiment. Research-publishing.net. https://doi.org/10.14705/rpnet.2019.29.9782490057337

Baroni, Alice; Dooly, Melinda; GarcĂ©s GarcĂ­a, Pilar; Guth, Sarah; Hauck, Mirjam; Helm, Francesca; Lewis, Tim; Mueller-Hartmann, Andreas; O’Dowd, Robert; Rienties, Bart; Rogaten, Jekaterina. (2019). Executive summary – the key findings from the EVALUATE European policy experiment project on the impact of virtual exchange on initial teacher education. Research-publishing.net. https://doi.org/10.14705/rpnet.2019.30.9782490057344

DAAD/DZHW (2019) Wissenschaft weltoffen. Daten und Fakten zur InternationalitÀt von Studium und Forschung in Deutschland. Wbv Media Bielefled.

O’Dowd, R. (2018). From telecollaboration to virtual exchange: state-of-the-art and the role of UNICollaboration in moving forward.
Journal of Virtual Exchange, 1, 1-23. Research-publishing.net. https://doi.org/10.14705/rpnet.2018.jve.1

MĂŒller-Hartmann, A., O’Dowd, R., & colleagues from the EVALUATE Group. (2019). A training manual on telecollaboration for teacher trainers.
https://www.unicollaboration.org/wp-content/uploads/sites/3/2020/08/Training-Manual_Final_EVALUATE.pdf

Wernisch, D. V. (2016). Internationalization and Student Mobility in Teacher Education: Internationalizatiion Models, Diffusion Barriers and Recommendations for Policy and Higher Education Institutions (Doctoral thesis, University of Freiburg, Germany). Retrieved from https://phfr.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/651

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